April - Auswandern nach Paraguay

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April

2015
           
6 Monate Paraguay und meine Gedanken dazu:

Man lebt hier viel ruhiger. Die Aussage: die Sonne scheint rund 300 Tage im Jahr, stimmt wohl nicht so ganz oder zumindest nicht mehr. Aber man kann sagen 300 Tage ohne Regen, das wäre dann korrekt. Denn es gibt ja auch noch die trüben Tage, an denen es aber nicht regnet. Es ist einfach herrlich, morgens die Augen aufzuschlagen und mit Sonnenstrahlen den Tag zu begrüßen. In den vergangenen 6 Monaten hatte ich nur einmal eine lange   Hose an, weil mir kalt war. Obwohl es da trotzdem noch 22   Grad hatte. Ist ja eigentlich nicht kalt. Aber man wird sehr   verfroren. Es heißt, dass Blut wird dünner und darum wird   man kälteempfindlicher. Scheint wohl was Wahres dran zu   sein.
Man fühlt sich auch sehr   beschützt :-), in jeder Bank, in oder und vor jedem   Supermarkt und vor oder in jedem größeren Geschäft oder   Restaurant steht bewaffnete Security. Also muss man keine   Angst haben, dass einem was geschieht. Manche Europäer   stören sich dran, uns ist es egal. Schließlich müssen die   Herrschaften ja auch irgendwie ihr Geld verdienen.   Und.......ganz ehrlich.....ich kann mir nichts   Langweiligeres vorstellen, als den ganzen Tag von einem Fuß   auf den anderen zu treten und zu warten, dass der Tag rum   geht.
Man kann nahezu überall mit dem Bus hinfahren. Man   winkt und der Bus hält an und wenn fünf Meter weiter der   Nächste winkt, hält er wieder an. Beim Aussteigen ist es   genauso. In den Städten gibt es sogar Bushaltestellen.   Busfahrt kostet umgerechnet rund 50 Cent, egal wie weit man   mitfährt. Wenn man in einen anderen Bus umsteigt, zahlt man   wieder neu. Es ist allerdings zu bestimmten Zeiten sehr   abenteuerlich. Es wird in den Bus gestopft, was geht, auch   wenn der Letzte auf dem Trittbrett fährt. Ansonsten ist das   Leben hier recht günstig. Man zahlt nur für das, was man   wirklich braucht. Wir schauen Fernsehen, aber zahlen keine GEZ-Gebühren.   Hundesteuer gibt es nicht!!! Wir zahlen Strom, den wir auch brauchen. Wir   zahlen kein Wasser, weil wir eine eigene Wasserversorgung   mit  glasklarem Brunnerwasser hier auf der Granja Don   Ernesto haben. Abwasser......was ist das? Wir zahlen   Autosteuer, weil wir ein Auto fahren. Wir zahlen   Autoversicherung, weil wir das so wollen. Wir müssten nicht,   so lange wir uns im Lande aufhalten. In Argentinien dagegen   ist es Pflicht. Aber wer da nicht hin will.......... Es gibt   keine Krankenversicherungspflicht. Wer sich versichern   möchte, tut es. Wer nicht, tut es nicht. An den Straßen mit   Ampelregelung    stehen überall Straßenverkäufer, die alles Mögliche an den   Mann bringen möchten. Ob Getränke, Obst, Bonbons, Öl,   Waschpulver oder Seife. Man kann fast seinen gesamten   Einkauf an der Straße tätigen, direkt vom Autofenster aus. An   den Ampeln springen auch die Fensterputzer, die einem die   Windschutzscheibe für kleines Geld putzen. Manchmal gibt es auch eine   artistische Attraktion: Jongleure, Seiltänzer oder Akteure,   die auf Stühlen balancieren und dafür natürlich auch ein   wenig Geld möchten. Von Irgendwas müssen sie ja leben. Hartz   IV gibt´s hier nicht, auch keinerlei soziale Unterstützung.   Und Arme gibt es ganz viele. Auch kleine Kinder gehen auf   der Straße betteln. Ist traurig für uns, aber normal für die   Bevölkerung.
Ganz lustig sind auch die   Gesetze, an die sich keiner hält, z.B. sollten am 01. Januar   2015 alle Autos ein Nummernschild haben.....Januar kam,   viele Fahrzeuge hatten dann auch ein Schild, aber eigentlich   nimmt es keiner wirklich Ernst. Und viele warten erst mal   ab.........und wenn man keine Strafe bekommt, fährt man   weiter ohne Schild. Dann wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die   Straßenverkäufer nicht mehr in die Busse einsteigen und dort   ihre Waren verkaufen dürfen. Nach 2 Tagen war alles beim   Alten. TÜV sollte schon seit Jahren eingeführt werden. Aber   die Bevölkerung geht auf die Barrikaden und dann wird wieder   alles verworfen. Entsprechend sieht man hier natürlich auch   unglaublich viele Schrottautos fahren, aber sie fahren. Das   ist einfach faszinierend.
Wir haben bisher nur positive Erfahrungen   gemacht. Die Bevölkerung ist sehr freundlich. Wir grüßen und   winken und Jeder grüßt und winkt zurück. Selbst der   Polizeichef, bei dem wir unseren Führerschein gekauft haben,   winkt uns immer fröhlich zu. Jaaaaa, der Führerschein wird   hier einfach gekauft. Man zahlt einen Obolus und schon kann   man Auto fahren. Dafür haben natürlich die meisten Fahrer   keine Ahnung von Verkehrszeichen oder Verkehrsregeln. Es ist   eben Aufpassen angesagt und lieber mal auf die eigene   Vorfahrt verzichten. Man fährt auf so vielen Fahrspuren, wie   Platz ist, auch wenn nur zwei Spuren eingezeichnet sind,   können daraus schnell mal im Stau vier Spuren werden. Hier   gibt es wohl auch kein Rechtsfahrgebot. Daher überholt man   auch schon mal rechts, wenn Jemand permanent links fährt. Am   Anfang hat man noch ein wenig Scheu, aber man gewöhnt sich   sehr schnell. Man muss auch immer damit rechnen, dass einem   auf der eigenen Standspur ein Auto entgegen kommt.
Natürlich gibt es auch tatsächlich richtige Delikte, für die   man zur Kasse gebeten wird. Wenn man z.B. keinen   Feuerlöscher dabei hat oder keine 2 Warndreiecke. Nun, auch   wenn man bei ROT über die Ampel fährt, wird man zur Kasse   gebeten. Wie viel man zahlt ist zwar vorgeschrieben, aber   eigentlich auch nicht. Hängt vom Verhandlungsgeschick ab,   denn die Polizisten verdienen hier nicht viel, deshalb   müssen sie sich ihre Kassen so aufbessern. Irgendwo   verständlich. Als "Verbrecher" kommt man so aber eben mal   besser weg. Nur wer sich stur stellt, wird offiziell   abkassiert. Korrupt hin oder her - Fakt ist, Jeder will/muss   leben und wenn ich als "Verbrecher" sparen will, tu ich das   schließlich auch.........
Zum   Lebensunterhalt kann man sagen - Grundnahrungsmittel und   Grundbedarf ist sehr günstig. Das Kilo Bananen 30 Cent,   Orangen 40 Cent, Kartoffeln 60 Cent, 1 Salatgurke knapp 20   Cent, 10 große (Baguette) Brötchen 1 Euro, Reis zwischen 30   und 65 Cent das Kilo. Seife ab 30 Cent, Super-Benzin der   Liter 1 Euro, wir tanken abwechselnd auch Alkohol, der   kostet  nur knapp 90 Cent........ABER...........Luxus   ist teuer: Haarspray 9 Euro, Nutella kleines Glas 7 Euro,   Ritter Sport 3,40 Euro.

Inzwischen ist es Ostern geworden.
Ostern hat in Paraguay nur einen Feiertag, nämlich den Karfreitag.
Da waren wir wieder mal bei unseren Vermietern zum Essen eingeladen. Auch hier gilt die Tradition, Karfreitag ist Fischtag. Also wurde ein riesiger Fisch auf´s Rost gepackt. Dazu leckere Salate.  



In Paraguay ist es natürliche auch   verboten, auf der Ladefläche eines Fahrzeuges mit zu fahren.   Die Polizei zeigt hier der Bevölkerung, wie man es NICHT   machen darf
Damit Reiner keinen 4-eckigen Kopf vom Laptop-Bildschirm bekommt, habe ich ihm verordnet, dass er sich hier auf der Farm ein bisschen nützlich machen soll. Und zwar in Form von Anstricharbeiten. Also sind wir nach Asuncion gefahren und haben uns mit Farbe, Pinseln und Farbroller eingedeckt. Zu Hause angekommen, merkten wir dann erst mal, dass man uns Farbe für den Fußboden verkauft hat. Am anderen Tag dann noch einmal los und Farbe umgetauscht. Tja, das ist das Los, wenn man die Sprache nicht beherrscht.      

Tja.........nun ist auch der April Vergangenheit.
Wie doch die Zeit vergeht.
Ich habe 6 Regentage gezählt. Außergewöhnlich viel. Aber es ist ja schließlich Herbst. Die Bäume bleiben hier das ganze Jahr grün. Die Büsche und Sträucher blühen in den tollsten Farben. Am Tage haben wir nun sehr angenehme Temperaturen. Nur nachts wird es manchmal schon recht frisch.

Unser Don Ernesto musste Anfang des   Monats ins Krankenhaus. Die "Pumpe" hat nicht mehr so   richtig mitgemacht. Nachdem er sich wieder halbwegs erholt   hat, haben wir die ganze Familie zum Essen eingeladen, um   uns zu  revanchieren für die vielen Familienfeiern, zu   denen wir schon eingeladen waren. Ein gelungener Monatsausklang.
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